Neuer Führer muss alle Tamilen vereinen

Zum Maveerar Naal 2015 – Eine neue Ära muss beginnen

Jeder verarbeitet den Tod anders. Der Todestag einer geliebten Person vergisst man nie. Aber wie ist er, wenn man um unzählige Menschen trauert, man kann ja nicht jeder Tag nur der Trauer verfallen. Gelöst wird das mit Tagen wie dem Maveerar Naal.

Am 11.September gedenkt man den Opfern des Word Trade Center Angriffs, am 24.4. den Opfern des Genozids an die Armenier und im Juli gedenken wir Tamilen den Opfern der Juli Pogrome in Sri Lanka. Wie all diesen Tagen widmen wir den 27.November jedes Jahres einer bestimmten Gruppen an Menschen: Unseren Maveerar. Maveerar bedeutet wörtlich übersetzt große Krieger und so widmen wir den Maveerar Naal denjenigen, die sich tapfer gegen die Unterdrückung unseres Volkes gestellt haben und dabei bereit waren ihr eigenes Leben dafür herzugeben. Maveerar sind jene, die unter Prabhakaran, den bewaffneten Widerstand geführt haben. Aber auch jene die gewaltfrei protestiert haben und ihr Ende fanden.

Zu seinen Lebzeiten hat Prabhakaran immer wundervolle Worte für diesen tapferen Menschen gefunden, doch ich habe sie immer als langweilig empfunden. Jetzt, wo er selbst ein Maveerar ist, merkt man erst wie wichtig seine Reden waren. Eine Motivation trotz Verlusten nicht den Glauben zu verlieren. Man mag vieles in seinen Reden als kriegerische Worte von ihm deuten, das ist dir selbst überlassen, aber für mich sind diese im Nachhinein betrachtet Worte für neue Hoffnung, Worte für Motivation und Worte für neue Kraft. Worte, die jetzt fehlen.

Seit dem bitteren Ende des Bürgerkriegs steht das tamilische Volk vor einem Problem. Es fehlen Hoffnung, Motivation und auch neue Kraft, denn es fehlen die Worte dazu. Es fehlt die Person mit den passenden Worten. Prabhakaran ist nicht mehr, wer kommt danach? Es fehlt, sogar sechs Jahre später , eine Person des Volkes. Eine Person, die vom Volk geachtet, vom Feind gefürchtet und von der Welt respektiert wird. Eine Person, die einen neuen Weg einschlägt im Kampf um das Schicksal des tamilischen Volkes. Eine Person, die in die Fußstapfen von Prabhakaran tritt.

Prabhakaran trat selber in große Fußstapfen. Er übernahm die Führungsrolle vom wohl größten Eelam-Tamil Politiker. Sogar wohl vom größten Tamil Politiker überhaupt: S.J.V. Chelvanayakam , auch bekannt als Thantai Chelva. Ein Meister für passende Worte, der für und mit dem Volk sprach und der es wusste mit Problemen umzugehen. Prabhakaran trat diese Fußstapfen und tat dies erfolgreich. Zwar nicht mit den Intellekt eines Chelvanayakam aber mit der gleichen Hingabe, folgte er seiner eigenen Strategie bis zum letzten Atemzug. Seine Vorgehensweisen mögen zwar an einigen Stellen unbeliebt, gefürchtet oder sogar verurteilt worden sein, aber er hat, davon kann man überzeugt sein, alles für unser Volk getan.

Jetzt brauchen wir einen Nachfolger. Einer, der sich traut aus der Masse hervorzutreten, seine Strategie zu zeigen und das Vertrauen des Volkes zu gewinnen. Die neue Person, der neue Anführer oder auch Anführerin, hat einiges mehr zu leisten, denn das Volk scheint in der Einheit zu bröckeln. Diaspora-Tamilen, einheimische Politiker, der Teil des Volkes, der stark gelitten hat im Endkampf, der Teil, der weniger gelitten hat, alle haben sie verschiedene Meinungen. Diese gilt zu vereinen. Und das sehr bald. Denn einige von uns lassen sich, wegen fehlender Hoffnung und Perspektive, zu schnell und einfach von der Regierung blenden. Nicht nur Politiker, sondern auch das Volk.

Der neue Anführer muss alle Tamilen zusammenführen, dass alle zusammen an einem Strang ziehen. Wir sollten auch in 10 Jahren an die Maveerar denken und auch in 20 Jahren zum Maveerar Naal zusammenkommen. Alle. Zusammen.

Zusammen sollten wir jetzt eine neue Ara einläuten. Eine neue Ära im Kampf um Unabhängigkeit, in Kampf um friedliches Leben, im Kampf um Perspektive für uns Tamilen. Eine neue Ära unter Führung eines neuen Anführers. Diese Ära sollte definitiv mit der Aufarbeitung des Genozids 2009 beginnen, die wir geschlossen fordern sollten. Diese Ära sollte mit den Gedanken beginnen, dass wir in Zukunft nicht noch mehr Maveerar beklagen wollen und auch nicht um weitere Opfer weinen wollen. Diese Ära sollte Widerstandskrieg in Widerstandkampf wandeln.

Was wir brauchen ist ein neuer Anführer, der diese neue Aura einleitet. Lasst uns so am Maveerar Naal nicht nur die Vergangenheit denken, sondern auch an die Zukunft. Denn um diese haben unsere großen Krieger gekämpft. Denn diese haben jene aufgegeben, damit wir eine haben. Lasst uns an unsere Maveerar denken und um ihre Ziele weiterkämpfen, damit nicht ein einziger Tropfen Blut von unseren Maveerar umsonst gewesen ist.

Zu diesem Zeitpunkt am Maveerar Naal, am Tag an dem wir unseren Kriegern gedenken, sollten wir auch ein wenig innenhalten und an alle anderen Menschen denken. Menschen die vor Krieg fliehen, die um ihr Leben kämpfen. Aber vor Allem um all die Menschen in Syrien und Irak, die sich dem IS in den Weg stellen, um ihr eigenes Volk zu beschützen. Sie handeln wie unsere Maveerar und opfern sich, um ihr Volk zu schützen. Lasst uns auch an diese großen Krieger denken und ihnen ein wenig Tribut zollen.

Rathes.

Themen: Bürgerkrieg, Nationalismus, Sri Lanka, Tamil Eelam, Tamil Gesellschaft

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