Black July: Gedenken der Opfer von 1983

Black July: Gedenken der Opfer von 1983 — Web und die Welt von Rathes Sachchithananthan - 17. Juli 2015 gepostet in Tamil

Es ist wieder Juli. Sommer, Sonne, Kaktus. Für viele ist das schöne Ferienzeit, um endlich mit Familie die Strände zu belagern. Auch für uns Tamilen ist jetzt Sommerzeit. Aber für uns ist es auch Zeit der Erinnerungen.

Tamilen gedenken „Black July“. Tamilen gedenken den Pogromen, dem Genozid an Tamilen im Jahre 1983. In diesem Beitrag schreibe ich ein wenig über die Geschehnisse zu dieser Zeit und einigen Fakten, die ihr vielleicht nicht wusstet.

Black July als Begriff

Als Black July bezeichnen wir Tamilen die Pogrome gegen Tamilen in Sri Lanka im Juli 1983 ausgeübt durch die singhalesische Mehrheit. Diese folgten einem Angriff der LTTE auf ein singhalesisches Lager, wobei 13 Soldaten umkamen.

Angefangen in Colombo der Hauptstadt wurden in sieben Tagen mehr als 3000 Tamilen durch Angriffe des singhalesischen Mobs getötet. Unzählige Häuser und Läden von Tamilen wurden zerstört, sodass an die 150000 Tamilen obdachlos wurden.

Viele Tamilen flüchteten nach diesen Angriffen ins Ausland, aber sehr viele schlossen sich auch den bereits bis dahin bestehenden paramilitärischen Gruppierungen an und der Wille für ein eigenes Tamil Eelam wurde unter den Tamilen noch weiter verstärkt.

Man kann diese Pogrome als den Beginn des bewaffneten Widerstands der Tamilen und den Beginn des paramilitärischen Gruppierungen der Tamilen gegen die singhalesische Regierung Sri Lankas bezeichnen.

Black July: Was genau geschah

Im Folgenden werde ich die Ereignisse schildern, die sich in den Tagen vor und nach dem Genozid im Juli 1983 abgespielt haben. Ich werde nicht alles sehr detailliert darstellen, aber bei Interesse reicht eine einfach Suche bei der Suchmaschine der Wahl (Begriff: „Black July“).

24.Juli.1983

  • Randale der Armee von Sri Lanka in Jaffna mit 51 unschuldigen toten Bürgern
  • In Trinco werden zufällige Häuser und Shops von Tamilen niedergebrannt und wahllos auf Tamilen geschossen. Von der Marine Sri Lankas
  • In Colombo war ein Staatsbegräbnis geplant, auf dem die zuvor getöteten Soldaten beigesetzt werden sollten. Da die Särge aber zu spät kamen, entstand eine gewisse Unruhe. Diese Unruhe wurde verstärkt, als eine Personengruppe dazukommt die lauthals Anti-Tamilen Parolen anstimmt
  • => Das war der Ausbruch der Gewalt

25.Juli.1983

  • Mensch laufen mit Listen durch die Gegend und picken aus Häusern und Verkehr Tamilen heraus und töten sie auf grausame Art und Weise. Häuser werden angezündet. Menschen auch. Lebendig.
  • Polizei und Armee schauen dabei zu, Minister helfen sogar dabei „Tamil Shops“ zu erkennen
  • Im Gefängnis von Welikode werden Tamil Gefangene von ihren singhalesischen Mitinsassen getötet. Wärter schauen dabei zu
  • Die Gewalt weitet sich aus. Angefangen in Colombo finden jetzt in überall auf Sri Lanka Pogrome statt. Überall laufen Singhalesen mit Listen herum und töten Tamilen.

26.Juli.1983

  • Die Regierung zensiert die Berichterstattung. Was genau passiert versucht man nicht nur im Inland, sondern auch von der Außenwelt, zu verstecken
  • Es geht aber trotzdem weltweit durch die Medien, da Touristen, die von dort flüchten, als Augenzeugen berichten können und auch Bilder von den Grausamkeiten gemacht haben
  • Man sperrt den Flughafen in Colombo

28.Juli.1983

  • Die Gewalt geht weiter.
  • Präsident spricht zum ersten Mal seit dem Beginn der Pogrome und sagt dann nur, dass alle, die an Separatismus denken, ihre sämtlichen Bürgerrechte verlieren. Er sagt:

„….the time has now come to accede to the clamour and natural request of the Sinhala people to prevent the country from being divided.“

29/30.Juli.1983

  • Tamilen nutzen das allmähliche Nachlassen und fliehen aus Colombo in den von Tamilen dominierte Norden
  • Durch die Unruhen ist eine Nahrungsmittelknappheit entstanden, was zum Glück das Nachlassen der Gewalt fördert

Black July: 5 Fakten, die ihr vielleicht noch nicht wusstet

In diesen wenigen Tagen sind mehr als 3000 Tamilen getötet wurden. Neben den oben genannten Geschehnissen gibt es einige Fakten, die ihr vielleicht noch nicht kanntet.

  • Man sagt immer, dass der Beginn der Unruhen der Tod von 13 getöteten Soldaten ist. Wenn man aber weiter nachfragen würde, erfährt man schnell, dass der Angriff ein Racheakt von Prabhakaran war. Am 15. Juli.1983 wurde sein Freund Lt. Colonel Seelan durch die Armee von Sri Lanka getötet.
  • Die Unruhen waren definitiv keine spontane Reaktionen, sondern durch und durch geplant. Die Unruhen beim Staatsbegräbnis wurden von einer Gruppierung gestartet, die sri lankischen Menschenrechtsorganisationen zufolge nachweislich von der Regierung angestiftet wurden. Der Mob, der später die Tamilen tötete, war vollständig ausgestattet mit Listen, in welchem Haus Tamilen lebten und wie viele lebten. Solche Listen konnten sonst nur die Regierung und von ihnen gesteuerte Beamte haben. Diese Vorgehensweise erinnert stark an den Genozid in Ruanda, welchen in bereits in einem Artikel durchleuchtet habe.
  • Natürlich waren nicht alle Singhalesen am Genozid beteiligt. Wie auch in Ruanda, gab es 1983 in Colombo singhalesische Familien, die ihre tamilische Nachbarn in ihren eigenen Heimen versteckt haben, um diese zu beschützen. Falls diese erwischt wurden, wurden diese ebenfalls Opfer des Massakers. Erinnert nicht nur an Ruanda, sondern auch an den Holocaust.
  • Frauen wurden öffentlich vergewaltigt, Männer komplett ausgezogen und nackt bei lebendigem Leibe angezündet. Um den Kindern dieses Leid zu ersparen und um diese zu schützen, versteckten die Eltern ihre Kinder in Abfallcontainern und hinter Müllsäcken und opferten sich selbst
  • Wie bereits oben geschrieben konnten sri lankische Menschenrechtsorganisationen beweisen, dass der Mob vom Staat angetrieben wurde. Man konnte auch Fotos von Ministern der Regierung von Sri Lanka vorlegen, die mit dem Mob tamilische Shops anzündeten.

Black July: Die TL;DR-Version

Im Jahre 1983 wurden durch einen durch die Regierung organisierten singhalesischen Mob mehr als 3000 Tamilen ermordet. 150000 waren obdachlos. Unzählige Tamilen mussten ins Ausland fliehen. So auch meine Eltern. Wir gedenken auch dieses Jahr wieder den Opfern des Genozids und fordern nach wie vor die internationale Gemeinschaft auf die Genozide 1983 und vor Allem 2009 vollständig aufzuklären und die Beteiligten alle zur Rechenschaft zu ziehen.

Themen: Bürgerkrieg, Nationalismus, Politik, Sri Lanka, Tamil Eelam

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